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Flathy

Wir waren 22 Monate unterwegs und sind nun wieder zu Hause in der Schweiz!

Von Patagonien nach Tierra del Fuego

16.12.2014 – 05.01.2015: Puerto Madryn – Punta Ninfas – Camarones – Comodoro Rivadavia (Rada Tilly) – Monumento Nacional Bosques Petrificados – NP Monte Leon – NP Pali Aike (Chile) – Rio Grande – Ushuaia – NP Tierra del Fuego

Feliz Navidad y Feliz Año Nuevo a todos! Wir wünschen allen nur das Beste und vor allem gute Gesundheit und viele schöne Momente im kommenden Jahr. Wir schreiben nun schon das Jahr 2015 und dieses hat für uns super gestartet. Silvester verbrachten wir in der Natur im Nationalpark Tierra del Fuego an einem schönen Fluss, weitab von allem Rummel. Viel südlicher kann man niergendwo auf der Welt campen! Doch fangen wir vorne an...

Nach den wunderschönen Tagen auf Peninsula Valdes ging es weiter nach Punta Ninfas. Kein Ort sondern nur ein Leuchtturm auf einer Steilklippe über dem Meer. Wir haben gehört, dass wir dort Seeelefanten ganz aus der Nähe betrachten können und dies hat sich auch bewahrheitet. Doch als wir aus dem Campingbus ausstiegen sahen wir nicht nur Seeelefanten sondern auch noch deren grösster Feind, der Killerwal (Orca). Schnell den Feldstecher, die Kamera und den Rucksack gepackt verfolgten wir die zwei Orcas über eine Stunde dem Strand entlang. Sie patrouillierten regelrecht am Strand um ein unachtsames Seeelefanten Junges zu erwischen, doch nach über einer Stunde gaben sie auf und zogen aufs offene Meer. Auch wir gaben die Verfolgung auf und musste weit zurückzulaufen. Wir hatten wirklich grosses Glück, dass wir Orcas in freier Natur beobachten konnten. Wunderschön und sehr Eindrücklich! Nach dieser Beobachtung hatten wir keine Lust mehr auf ein kühles Bad im Meer. Über einen kleinen Weg konnten wir von der Steilklippe bis ans Meer und dort die Seeelefanten aus nächster Nähe beobachten. Wenn sie nicht im Meer auf Nahrungssuche sind, liegen sie faul am Strand in der Sonne und lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Wir genossen es am Strand zu sitzen und sie beim Sonnenbaden zu beobachteten. Wir konnten uns den grossen Tieren bis auf etwa 2 Meter nähern...

Über viele Kilometer üble Schotterpiste ging es wieder auf die asphaltierte Ruta 3 welche uns weiter Richtung Süden bringt. Da wir noch nicht genug Tiere gesehen haben, fuhren wir als nächstes nach Camarones. Ein kleines verschlafenes Fischerdorf am Atlantik. Auf dem Weg dorthin nahmen wir noch ein Backpackerpaar mit, welches schon seit Stunden an der Strasse stand und auf Mitfahrt hoffte. Doch als wir sie abgesetzt hatten, waren wir wieder froh unser Bus für uns alleine zu haben. Nach einer sehr windigen Nacht an einem einsamen Strand haben wir am Morgen bei heftigstem Wind die Pinguinkolonie besucht. Tausende von Magellan Pinguinen tummeln sich am Strand und in Strand nähe. Viele Pinguine haben im Dezember gerade Junge zur Welt gebracht, so hatten wir das Glück noch einige Pinguinkücken zu sehen. Die Pinguine wohnen in Erdhöhlen aber verbringen viel Zeit im Wasser für die Futtersuche. Leider liess der Wind nicht nach und wurde noch stärker. Also entschieden wir uns ein bisschen Kilometer zu machen. Doch bei 40-60 Knoten Seiten- und Gegenwind wurde die Fahrt nicht zum Spass. So kamen wir anstatt mit 90 nur noch mit etwa 60 km/h vorwärts und die Tankfüllstandanzeige bewegte sich schnell nach unten. Solche Fahrtage hatten wir in Patagonien einige erlebt, doch diesmal war der Wind einfach noch heftiger und auf einmal machte es KLAAACKK und unsere Dachluke war offen...Leider nicht nur normal offen, sondern „komisch“ offen. Durch den starken Wind wurden die vorderen Halterungen gerade abgerissen! Sch*****!!!

Also haben wir das ganze mit einer Schnur befestigt und mit einem 8 Liter Wasserkanister beschwert um unsere Fahrt fortzusetzen. Unser nächstes Ziel war Comodoro Rivadavia, die Ölstadt in Patagonien. Eigentlich wollte man in Comodoro Rivadavia nur einen Hafen für den Gütertransport bauen, doch als man vor etwa 100 Jahren nach Wasser bohrte, sprudelte anstelle von Wasser schwarzes Gold aus dem Boden. So entstand innert Kürze eine grössere Stadt welche vom Erdöl lebte. Heute hat Comodoro Rivadavia um die 140`000 Einwohner und wirklich nichts zu bieten. Überall auf den umliegenden Hügeln kann man Ölpumpen und Pipelines sehen. Also entscheiden wir uns einige Kilometer weiter zu fahren und im kleinen Strandort Rada Tilly ein paar Tage zu verbringen um die Dachluke zu reparieren und ein paar ruhige Tage zu machen. Auch dichteten wir die Hecktüre und die Dachluken neu ab um Ruhe vor dem Staub zu haben. Nach irr fahrt durch Comodoro haben wir schliesslich eine kleine Hinterhof Werkstatt gefunden welche uns die Halterungen der Dachluke anhand unserer angefertigten Zeichnung auf dem Drehbank herstellen konnte. Am nächsten Tag fuhren wir wieder dort hin und sieh da, die Teile sahen fast wie auf der Zeichnung aus. Leider nur fast, denn mit den Abmassen nahm es unser Dreher nicht so ernst. Doch unsere Befürchtungen bestätigten sich nicht und die Teile passen gut und erfüllen ihren Zweck. Und sie waren erst noch kostenlos, der nette Chef der Werkstatt wollte sie uns unbedingt schenken, da wir ja das Geld auf unserer Reise noch gut für andere Dinge brauchen könnten, meinte er!!! Diese Grosszügigkeit macht uns Glücklich und ist manchmal auch ein bisschen beschämend. Doch wir bedanken uns in solchen Situationen mit einer guten Schweizer Schokolade, welche wir noch an Bord haben.

Nach erholsamen aber sehr windigen Tagen in Rada Tilly war es Zeit weiterzuziehen. Wir besuchten das Monumento Nacional de Bosces Petrificados. In einer kargen Landschaft liegen grosse versteinerte Baumstämme, welche bis zu 70 Millionen Jahre alt sind. Einige Baumstämme haben etwa 2 Meter Durchmesser und sind um die 20 Meter lang.

Bald stand Weihnachten vor der Tür und diese verbrachten wir im Nationalpark Monte Leon. Wir konnten praktisch am Meer campen und verbrachten dort drei Tage mit Wandern und Tiere beobachten. Am Abend besuchte ab und zu ein Fuchs uns und suchte nach etwas essbarem. Auch gibt es im Nationalpark Seelöwen, Pinguine und eine Vogelinsel zu sehen. Früher gehörte das Land der Estancia Monte Leon und diese wurde von europäischen Einwanderer bewirtschaftet. Aus dem Kot, welcher sie auf der Vogelinsel fanden, stellten sie Dünger für die Felder her. Weiter verarbeiteten sie Pinguine und Seelöwen wegen ihrem Fett und natürlich für das Fleisch. Heute sind die Tierbestände wieder am wachsen und die Seelöwenkolonie hat sich wieder erholt.

Weihnachten verbrachten wir im Nationalpark und genossen ein gutes Rinderfilet auf dem Feuer zubereitet. Die Temperaturen sind nicht mehr so hoch wie weiter im Norden und die Nächte werden schon sehr kalt. Meist unter 10 °C, wobei die Tagestemperaturen schnell mal um die 20-25 °C betragen.

Von Monte Leon ging es in Monte Aymond über die Grenze nach Chile. Denn Tierra del Fuego (Feuerland) kann man nur über Chile erreichen. Der Grenzübertritt ging problemlos über die Bühne, nur hat uns die Lebensmittelkontrolle einiges Früchte und Gemüse abgenommen. Zum Glück nicht alles, das Meiste hatten wir in der Bettdecke versteckt...

In mitten von Erdölfeldern und Ölpumpen haben wir einen Schlafplatz gesucht und sind schlussendlich nach etlichen Kilometern Schotterpiste in Nationalpark Pali Aike gelandet. Der kleine Nationalpark befindet sich auf Vulkanischem Boden. Neben drei Vulkanen sind überall grosse schwarze Lavafelder zu sehen. Nach einer kalten Nacht mit Temperaturen um den Gefrierpunkt hatten wir den ganzen Park für uns alleine und unternahmen eine schöne Wanderung über erkaltete Lavafelder zu zwei Vulkanen. Wie in einer anderen Welt kamen wir uns vor. Etwa so wie bei Mordor in Lord of the Rings. Im Park gibt es auch eine Menge Guanacos zu sehen und auch zwei Stinktiere konnten wir beobachten. Leider haben wir bis jetzt noch keinen der nachtaktiven Pumas gesehen. Nach zwei schönen Tagen setzte Regen ein und die Schotterpisten waren bei unserer Abreise stark aufgeweicht. Wir fuhren noch einen Umweg über die Laguna Ana, wo wir ein frisches Guanaco Kadaver fanden. Wahrscheinlich wurde es von einem Puma gerissen.

Mit einem völlig verdreckten Fahrzeug kamen wir nach Peurto Espora, wo wir mit einer Fähre die Magellan-Strasse überquerten. Am Abend nach einem weiteren Grenzübertritt (Chile – Argentinien) kamen wir in Rio Grande an. Nach erfolgloser Schlafplatzsuche stellten wir uns bei einer YPF Tankstelle hin und verbrachten eine Ruhige Nacht mitten in der Stadt. Auch konnten wir am Morgen noch die Duschen bei der Tankstelle nutzen. Nun war es mal wieder Zeit ein bisschen Geld zu wechseln, da wir sonst keine Pesos mehr hatten. In einem Tea Room und in einem Sportladen wurden wir fündig. Jeweils konnten wir ein paar hundert US$ in Pesos wechseln. Alles immer noch ein bisschen heimlich und in der Grauzone aber angenehmer als in Buenos Aires. Aber natürlich zu einem schlechteren Kurs! Was solls, immer noch besser als bei der Bank. Da es nun seit etwa zwei Tagen ununterbrochen Regnete beschlossen wir die restlichen gut 200 Kilometer nach Ushuaia in Angriff zu nehmen. Schon nach einigen Kilometern wurde die Gegend gebirgiger und es gab nun wieder etwas wie Bäume. Das haben wir in den letzten vier Wochen wirklich vermisst. Es war wunderbar wieder Flüsse zu sehen, welche wirklich auch Wasser führen. Schon bald erreichten wir bei Nieselregen Ushuaia (die südlichste Stadt der Welt) und deckten uns dort für einige Tage mit Lebensmitteln ein. Die letzten fünf Tage verbrachten wir im nahegelegenen Nationalpark Tierra del Fuego. Der Park ist Wunderschön. Wälder, Berge, Glasklare Seen und Flüsse und wir konnten wild campen und direkt am Wasser stehen. Ein Paradies. Wir unternahmen schöne Wanderungen und auch nutzen wir die Zeit um die Wäsche im Eiskalten Flusswasser zu waschen.

Die Berge hier sind nur etwa 1000 – 1500 Meter hoch, doch im Park befindet man sich sonst etwa auf Meereshöhe. Bei Wanderungen kommt man bei etwa 500-600 schon über die Baumgrenze. Einen Wundervollen Ausblick hatten wir vom Cerro Guanaco (973 m.ü.M), welchen wir über einen anstrengenden teils sumpfigen Weg erreichten. Wir konnten diverse schneebedeckte Bergketten sehen, nach Ushuaia und weiter über den Beagle Kanal. Auf 1000 m.ü.M liegt das ganze Jahr Schnee, dies sagt schon viel über das hier herrschende Klima aus.

Das Wetter hier ist sehr unberechenbar, noch scheint die Sonne und man sieht blauen Himmel so kann es eine Stunde später regnen und winden. Auch kann man hier alles zusammen haben, Sonne, Regen, Wind und Wolken. Dieses Wetter macht es nicht einfach um einige Wandertouren zu machen. Bei Regen verbringen wir die Zeit im Bus mit Lesen, Spielen, Schreiben und Kochen. Wir sind froh, dass wir im Bus eine gemütliche Wohnung haben und auch genug Platz, so dass wir auch diese Schlechtwettertage gut überstehen. Licht brauche wir in diesen extrem südlichen Regionen praktisch nie, da wir hier sehr lange Tage haben. Die Sonne geht etwa um 04:50 auf und um 22:50 unter. Wir werden fast nicht müde bei so viel Licht.

Am Südlichsten Punkt des Parks endet auch die Ruta 3. Die Strasse welche in Buenos Aires startet und hier nach 3079 Kilometer am südlichsten Punkt endet. Wir sind bis hier hin von unserem Start in Montevideo etwas mehr als 6000 Kilometer gefahren, davon über 1000 auf Schotterpisten. Von nun an geht es für uns nur noch Nordwärts. Wir werden nun mehr oder weniger entlang der Anden über Chile/ Argentinien nach Norden reisen.

Nach knapp einer Woche im Park giengen uns die Lebensmittel aus und somit mussten wir wieder zurück nach Ushuaia um Einzukaufen und auch um das Städchen zu besichtigen. Ushuaia profietiert und lebt eigentlich nur von seiner extrem südlichen Lage. Viele Touristen kommen hier hin um eine Antarktis kreuzfahrt zu machen oder auch einfach um am "El fin del mundo" gewesen zu sein. Viel charme versprüht die Stadt nicht, also zieht es uns noch für ein paar Tage nach Westen auf die Estancia Haberton um weiter die schöne Natur zu geniessen und mit Glück noch ein paar Bieber zu sehen. Danach geht es weiter richtung Punta Arenas und dann den Anden entlang richtung Norden. Hasta Luego Amigos!

Kommentare: 3 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Markus (Freitag, 09 Januar 2015 21:16)

    Hallo Zusammen
    Uhuara cool, wirklich! Ushuaia auf Rädern erreichen die meisten nie. Wenn ihr genügend lange wartet trefft ihr dort vielleicht mal auf einen weissen Bulli mit ZH-Schild ;-). Gratuliere zum südlichsten Punkt eurer Reise! Alles Gute weiterhin, und natürlich auch für das neue Jahr!
    Liebe Grüße von M&M

  • #2

    Flavio & Nathy (Dienstag, 13 Januar 2015 17:48)

    Hoi Zäme. Ja der südlichste Punkt wäre erreicht! Um noch länger hier zu warten und auf einen weissen Bulli zu warten ist es zu kalt!;-) Jetzt geht es gegen Norden, der wärme entgegen. Herzliche Grüsse allen!!

  • #3

    Heinz (Sonntag, 18 Januar 2015 20:11)

    Gruss aus austria margret u heinz