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Flathy

Wir waren 22 Monate unterwegs und sind nun wieder zu Hause in der Schweiz!

Von El Bolson in die chilenische Seenregion und weiter zum nördlichen Ende von Patagonien

23.02.2015 – 09.03.2015: El Bolson – San Carlos de Bariloche – Lago Lolog – Paso Carirriñe (Argentinien/Chile) – NP Villarica – Pucon – Villarica – Icalam – Villa Pehuenia – Lago Aluminé – Chos Malal

In den letzten Wochen hatten wir richtig schönes Sommerwetter und keinen Tag Regen. Wir reisten durch die argentinische und chilenische Seenregion. In diesen Gebieten gibt es überall kleinere und grössere Seen mit glasklarem Wasser, die Meisten sind praktisch nicht gross erschlossen und somit auch nicht verbaut aber dank dem, dass sie nicht so sehr südlich auf dem Kontinenten liegen sind sie alle genug warm zum Baden.

Die kleine Aussteigerstadt El Bolson verliessen wir nur ungern, doch es zog uns in das argentinische Seengebiet. Auf einer neu asphaltierten Strasse ging es über mehrere kleinere Pässe Richtung San Carlos de Bariloche. Kurz vor Bariloche machten wir an einem schönen Badestrand halt und genossen das sommerliche Wetter und verbrachten auch eine ruhige Nacht am See.

Somit besuchten wir San Carlos de Bariloche am nächsten Tag. Wir verbrachten einen ruhigen Tag, in der für patagonische Verhältnisse, grossen Stadt mit knapp 200`000 Einwohnern. Bariloche ist ein sehr beliebter Touristenort und zieht in den Sommermonaten viele Touristen aus Lateinamerika und aus aller Welt an. Nicht zu Letzt wegen der guten Lage, die Stadt liegt am Ostufer des Nahuel-Huapi Sees und am Ostrand des Nationalparks Nahuel Huapi. Stadt und Umgebung nennen sich die „Schweiz Argentiniens“ und manche Landschaften mit den Seen und den schneebedeckten Bergen könnten auch in den Alpen aufgenommen worden sein. Auch ist Bariloche eines der wichtigsten Skizentren der Anden und in der Stadt kann man sich mit Bernhardinerhunden fotografieren lassen und überall gibt es Schokoladenläden. Uns erschien das ganze viel zu touristisch und so schlenderten wir durch die Gassen, gönnten uns wieder mal ein schönes und saftiges Rinderfilet (die kleinste Portion ist 300 Gramm pro Person!), und checkten auf Windfinder den Wind der kommenden Tage. Leider war aufgrund des starken Hochs praktisch kein Wind für die nächsten Tage angesagt. Somit zogen wir schon am Abend weiter und suchten uns im Nationalpark Nahuel Huapi einen Schlafplatz auf einen Gratiscamping direkt an einem kleinen See. Auf der Fahrt dorthin wurden wir von einer BMW 1200 GS Adventure mit österreichischem Kennzeichen überholt. Auf dem Camping lernten wir den Fahrer der GS kennen, Harry aus Österreich ist nun in gut zwei Jahren von Europa über Asien nach Australien gereist und nun auf der selben Strecke nach Alaska unterwegs (www.freedom-on2wheels.com). So gab es viel zu erzählen und wir hatten wahnsinnig Freude an der wunderschönen für die reise Aufbereitete GS. Unser Lieblingsbike!

Der Gratiscamping war gut besetzt und auch ein bisschen vermüllt, so zog es uns weiter nach Norden auf der Suche nach einem einsameren Platz. Über wunderschöne Strassen ging es nach San Martin de los Andes wo wir auf der Suche nach einem schönen Platz zum bleiben nur einen überteuerten Camping fanden. Somit hiess es noch einmal hinters Steuer und irgend einen abgelegenen See auf der Landkarte anpeilen. Der Lago Lolog wurde ausgewählt und über eine sehr schlechte Traktorstrasse quälten wir unseren Bus bis fast zum See. Kurz vor dem See wurde die Traktorstrasse zu einer Piste und das fahren ging wieder angenehmer. Flavio fuhr ein bisschen zu rechts um den unzähligen Bodenwellen auszuweichen und schon verlor das rechte Vorderrad den Halt und rutschte unaufhaltsam im weichen Asche/Sandgemisch in den Strassengraben. Nun ging es nicht mehr vorwärts und auch nicht mehr rückwärts. Sch*****....!!! Nun sassen wir fest. Also blieb uns nichts anderes übrig als Schaufel und Sandbleche hervorzuholen und anzufangen zu Graben. Dies alles bei fast 30°C im Schatten. Nach schweisstreibender Arbeit und paar missglückten Versuchen kam endlich ein anderes Fahrzeug vorbei. Leider kein 4x4 und nur ein PKW. Der konnte uns auch nicht weiterhelfen. Doch bald kamen vier chilenische Jungs, welche auf einer Veloreise waren, vorbei. Diesen kam das alles vor wie bei der Rallye Dakar und packten sofort mit an. Mit schaufeln und schieben bekamen wir den Koloss endlich frei und konnten nach einigen hundert Metern fahrt im Strassengraben, wohlgemerkt im 1. Gang am Drehzahlbegrenzer, in einem waghalsigen Manöver wieder auf die Strasse fahren. Ausser ein paar Kratzer auf der rechten Fahrzeugseite und verbogenen Sandblechen ist alles heil geblieben. Das war wieder mal eine Portion Abenteuer zu viel und somit waren wir froh nun zwei ruhige Tage am schönen und glasklaren Lago Lolog verbringen zu können. Wir konnten direkt am Kiesstrand campen, am Tag kamen einige Argentinier baden und ab dem Abend waren wir immer alleine. Solche wunderschöne Plätze findet man selten und wir genossen es wahnsinnig direkt am Wasser zu stehen, da gibt es nicht viel schöneres. Nun war es wieder mal an der Zeit ein bisschen Wartung am Bus zu machen. Schmiernippel fetten, Schrauben auf guten Sitz überprüfen, Flüssigkeiten kontrollieren. Diese Kontrollen machen wir alle zwei bis drei Wochen, wir wollen unser fahrendes Haus ja schliesslich in Form halten.

Von der argentinischen Seenregion sollte es nun in die chilenische Seenregion gehen. Dazu haben wir uns auf der Karte einen kleinen Grenzübergang am Paso Carirriñe ausgewählt, in der Hoffnung auf eine schnelle Grenzabfertigung und eine wenig befahrene Strasse. Das einte sollte sich bewahrheiten, doch das andere nicht! In der kühlen Morgenluft brachen wir in Richtung Paso Carirriñe auf und kamen schon bald an den argentinischen Grenzposten. Die argentinischen Zöllner waren zum witzeln aufgelegt und somit war das ausreise Prozedere schnell erledigt. Nun galt es 55 Kilometer bis zum chilenischen Grenzposten hinter uns zu bringen. Klingt ja nicht nach viel, doch die Strasse oder besser gesagt der Traktorpfad, welcher in steile Felshänge gehauen und mit unglaublich steilen aufstiegen versehen ist, hat uns viele Nerven und über drei Stunden Fahrzeit gekostet. Manchmal ging es nur noch knapp im ersten Gang steile Aufstiege hoch. Geschafft kamen wir am chilenischen Zoll an und gönnten dem Bus eine wohlverdiente Pause. Die Einreise war schnell erledigt doch die Lebensmittelkontrolle meinte es nicht gut mit uns. Ein überaus pingeliger und junger Beamte wollte sich jeden Schrank anschauen und fand überall Lebensmittel welche wir nicht nach Chile einführen dürfen. Als im Innern alle Schränke durchsucht waren und unsere Geduld praktisch am ende war, wollte der „nette“ Herr auch noch den ganzen Dachträger und alles Material auf dem Dach inspizieren... Nach über einer Stunde in der Nachmittagshitze waren wir einige Lebensmittel ärmer und auch unser Holztalisman, welcher die Form einer Schafkopfs hatte musste am Zoll bleiben. Bisher hatten wir bei der Einreise nach Chile noch nie solche Probleme gehabt und meistens konnten wir den Zollbeamten in einen Smalltalk verwickeln und dann waren die Lebensmittel Nebensache. Doch die Einreisebestimmungen für Chile sind ganz strikt und in unseren Augen überaus übertrieben. Keine tierische Erzeugnisse (Fleisch, Käse, Honig,....), keine Samen, keine Früchte und kein Gemüse sind erlaubt, all dies muss abgegeben werden. Jedoch für unseren Kompostbeutel mit vielen Kernen hat sich noch nie jemand interessiert! Durch diese strengen Kontrollen soll sichergestellt werden, dass keine fremden Arten von Pflanzen und Tieren nach Chile gelangen. Für uns sind die Kontrollen immer sehr mühsam, wenn wir eine abgelegene Grenze überqueren, wo es dann keine Einkaufsmöglichkeiten gibt und wir noch einige tage wild campen wollen. Daher versuchen wir die Lebensmittel beim Grenzüberritt ein bisschen aus der Sichtweite zu platzieren.

Nach diesem Grenzüberritt mussten wir uns zusammenreissen um keine schlechte Laune aufkommen zu lassen, wegen diesem „netten“ Herrn! Also fuhren wir nach Coñaripe und kauften all die Lebensmittel wieder ein! So kurbelt man die chilenische Wirtschaft an...

In Coñaripe war sehr viel los und der ganze Badestrand am Lago Calafquen war sehr voll, da die Einheimischen Wochenende war. Sowieso sind wir nun wieder in Regionen angekommen, welche dichter als der Süden besiedelt sind. Gerade das chilenische Seengebiet ist sehr angesagt als Ferienregion bei den Chilenen selber. Daher ist die Region um Villarica und Pucon dicht besiedelt und lebt praktisch nur vom Tourismus.

In der Abendsonne machten wir uns von Coñaripe auf den weg zum nahe gelegenen Nationalpark Villarica, benannt nach dem gleichnamigen und sehr bekannten Vulkan. Leider konnte wir den Nationalpark nicht besuchen, da unser Bus zu gross ist für die kleinen Strassen. Netterweise durften wir beim Nationalparkeingang umringt von uralten Bäumen übernachten. Am Abend zog es uns noch in die nahe gelegenen und bekannten Termas Geometricas. Eins der vielen Thermalbäder in dieser vulkanisch sehr aktiven Region. Die Termas Geometricas sind in einem engen mit Riesenrhabarber bewachsenen Tal gelegen und verfügen über 16 verschieden in die Natur eingebrachte Becken mit Temperaturen von 32 bis 45°C. Über kleine Holzstege erreicht man die verschiedenen Becken und je weiter man in das Tal hineinläuft desto enger wird es bis es schlussendlich bei einem eiskalten Wasserfall endet.

Wir hatten das ganze Bad am Abend fast für uns alleine. Es war wunderschön, umringt von diversen Pflanzen in den warmen bis heissen Becken zu liegen und über den Felswänden die Sterne zu beobachten. Dieses Thermalbad (www.termasgeometricas.cl) ist ein wirklicher Geheimtipp!

Mit Schwimmhäuten an Händen und Füssen ging es wieder zurück nach Coñaripe, dort haben wir eine chilenische Familie getroffen, welche einen ähnlichen Campingbus wie wir haben. So kamen wir mit dem Besitzer des 208D ins Gespräch und als wir uns verabschiedet hatten und gerade wieder losfahren wollten, konnten wir den ersten Gang nicht mehr einlegen...

Schnell haben wir den Getriebeschutz abgeschraubt und schon Zeigte sich das Problem, der Schalthebel für den ersten und den Rückwärtsgang war lose und nicht mehr mit dem Zylinderschaftdorn aus dem Getriebe verbunden. Nun ging es darum wieder die richtige Montageposition zu finden und dies erwies sich als gar nicht so einfach. Im Rückwärtsgang ging es auf einmal vorwärts oder im Neutral rückwärts, dies alles bei 30°C im Schatten neben einer kleinen Mülldeponie... Nach einigem Probieren hatte wir glücklicherweise die richtige Position wieder gefunden und wir konnten weiterfahren!

in den bekannten Ort Pucon am Fusse des wunderschönen Vulkans Villarica. Wir erkundigten uns nach einer Besteigung des Vulkans, doch die Besteigung war nicht möglich, da der Vulkan erhöhte Aktivität aufwies. Somit genossen wir das lockere Ambiente in Pucon und verbrachten eine ruhige Nacht am Hafen, beeindruckt von den vielen schnellen Sportbooten und Jet Skis. 

Der Vulkan Villarica ist in den letzten Tagen nun ausgebrochen und einige Leute mussten evakuiert werden, dieses Schauspiel haben wir leider nicht miterlebt, da wir etwa 200 Kilometer nördlich am Lago Icalma unser Camp aufgeschlagen haben. Wir konnten auf einem kleinen Campingplatz direkt am See stehen und jeden Tag baden. Die Region um Icalma ist bekannt für ihre Aurakarienwälder und auch gilt das Gebiet als das Stammesgebiet der Mapuche, jener wehrhafter Ureinwohner, die dem Vordringen der Spanier über 300 Jahre lang erfolgreich trotzten. Doch heute gehören die Nachfahren der Mapuche zu den Ärmsten des ganzen Landes. Ihnen wurde ihr Land genommen und nun Leben viele am Rande der Gesellschaft und sind dem Alkohol verfallen. Die ganze Gegend um Icalma ist touristisch nicht so erschlossen wie das untere Seengebiet und so konnten wir so richtig in das Dorfleben in Icalma eintauchen. Es gibt keine Tankstelle, nur kleine Tante Emma Läden und sowieso gibt es das Wort Stress hier gar nicht. Alles ist sehr ruhig und man wird selber sehr ruhig in dieser ruhigen Gegend. Wir entspannten in der Hängematte und unternahmen eine schöne Wanderung durch tausend Jahre alte Aurakarienwälder. Wunderschöne und imposante Bäume!

Über den Paso Icalma, einer der tiefsten Andenpässe und Grenzübergang zwischen Chile und Argentinien, ging es wieder nach Argentinien und weiter an den Lago Aluminé. Ein kleiner Glasklarer See um geben von sanften mit Aurakarien bewaldeten Hügelzügen. Wir fanden einen abgelegenen Platz an einem einsamen weissen Sandstrand mit kristallklarem Wasser. An diesem wundervollen Ort verweilten wir schlussendlich fünf Tage. Solch abgelegene Seen sind hier keine Seltenheit und es gibt praktisch keine Boote auf dem See. Wobei jeden Tag ab Mittag eine frische Brise aufkommt, welche ideal zum Segeln wäre. Ganz alleine wäre man auf dem See...unglaublich! An einem Tag überschritt der Wind unsere magische Grenze von etwa 15 Knoten und wir konnten alleine auf dem See Kiten. Super schön, wobei der Einstieg am mit Felsen gespickten Strand nicht einfach war. Auch trafen wir am Badestrand Gisela und Diego aus Buenos Aires. Sie verbringen ihre Sommerferien in dieser super ruhigen Gegend um ein bisschen von Stadtleben Abstand zu gewinnen. Beide sind auch Motorrad- und Reise begeistert und so hatten wir viel auszutauschen. Von ihnen wurden wir sogar zum Nachtessen in ihrem gemieteten Cabaña eingeladen und es wurde ein Abend der bis in die frühen Morgenstunden dauerte. Solche spontanen Bekanntschaften bereichern das Reiseleben wahnsinnig und wir lernen immer sehr viel über Land und Leute. Nach fünf wunderschönen Tagen zog es uns wieder auf die Strasse und wir fuhren über die Routa 40 nach Chos Malal. Das kleine Städtchen hat nicht viel zu bieten. Wir genossen den Nachmittag auf der Plaza des Armas und nutzen das WiFi.

Uns fällt es gar nicht so leicht die schönen Seenregionen Chiles und Argentiniens nun nordwärts zu verlassen. Nun geht es weiter über den Paso Pichachén nach Chile. Bald werden wir einen Halt bei der Patin von Flavio in der nähe von Chillan einlegen. Wir freuen uns auf diesen kleinen Unterbruch und werden die Zeit nutzen den Bus wieder auf Vordermann zu bringen. Nun sind wir schon gut dreieinhalb Monate unterwegs, doch von Reisemüdigkeit ist noch gar nichts zu Merken. Wir haben uns nun super an unser kleines rollendes Zuhause gewöhnt und geniessen diese Lebensart in vollen Zügen. Was will und braucht man mehr?

Kommentare: 3 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Hermann Liechti (Dienstag, 17 März 2015 13:27)

    Hei ihr zwei Lieben
    euer Bericht ist fantastisch.Beim lesen ist man mit Euch auf dieser Reise.
    Margrith und ich wünschen ein gutes Vorankommen und schöne Reise.
    Urgrosvater Hermann und Margrith mit Nina

  • #2

    Flathy (Mittwoch, 18 März 2015 19:20)

    Hey Grossvati und Co. schön verfolgt ihr uns und könnt unsere Reise miterleben. Drücke euch fest und sende einen Muntsch

  • #3

    Catherine (Mittwoch, 01 April 2015 22:30)

    das Föteli vo Euch zwöi Glückleche gfallt mir ganz superguet!!
    Dä Reisebericht isch würklech immer spannend zum Läse. Viellecht chöit Dir am Schluss äs Buech/Reisebericht veröffentleche??
    Grüessli us em April-Wätter-Wien u bis äs angers Mal.
    Müntschi & Schutzängeli (für jede eis)